Wilde Hilfsbereitschaft

Vorzuwerfen ist dem später zu Rate gezogenen Dienstleister lediglich, dass er in einem Anfall wilder Hilfsbereitschaft, denn anders sind 60 Euro netto pro Stunde nicht erklärbar, den Auftrag überhaupt annimmt.

Kannte er den Router ?

Sicher nein.

War er sich bei Annahme des Auftrags bewusst, dass er nicht nur das Ding zum Laufen bringen, sondern auch noch für die Tarifoptimierung verantwortlich gemacht werden soll ?

Nein !

Kann er sich bei 60 Euro netto pro Stunde einen Hausjustiziar leisten, der ihm rät, von solchen Auftragen grundsatzlich die Finger zu lassen ?

Leider nein !

Die Entwicklung im IT-Dienstleistungsbereich ist seit Jahren gekennzeichnet von in technischer und preislicher Hinsicht völlig überzogenen Vorstellungen auf der Kundenseite, und von aus Mangel an Zeit und Geld schlecht bis gar nicht qualifizierten Dienstleistern. Auch aufgrund der zu Beginn des letzten Jahres geänderten gesetzlichen Bestimmungen kommen Letztere immer wieder in die unangenehme Lage, falsche, mangelhafte oder missverständliche Aussagen von Herstellern ausbaden zu müssen. Viele sind es allerdings nicht mehr, die sich noch den Luxus leisten, Privatkunden überhaupt zu bedienen. So konnten sich in meinem Umfeld IT-Dienstleister nur dann über Wasser halten wenn sie sich konsequent von diesem Klientel fernhielten. Die jetzt noch klagen, werden sich in der Zukunft wundern, warum ihnen niemand mehr helfen will.

Für 60 Euro bekommt man halt keinen DV-Tausendsassa, der jeden Trick und Kniff auch bei neuen Technologien und Geräten kennt. So einer kostet schon wenigstens 150 pro Stunde. Davon sind pauschal 50 für die Rechtsberatung, 40 für die Fortbildung, und 60 zum Leben, für die Kosten und die Steuer.

Norbert Specht

Als Leserbrief veröffentlicht in c't 4/2003 vom 10.02.2003

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